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Dr. Franz Alt im Interview: „Für eine gute Zukunft“

Die Schlacht um die Stromnetze. Interview mit Dr. Franz Alt vom 21. Aug. 2013.

Zugleich mit der Bundestagswahl am 22. September 2013 stimmen die Hamburger per Volksentscheid darüber ab, ob die Hansestadt die Energienetze zu 100 Prozent zurückkaufen soll. Eine ähnlich wichtige Entscheidung steht in Berlin an. Dazu das Interview mit Franz Alt von Dietrich Lemke.

Herr Alt, Sie sind wie ich Jahrgang 1938. Was treibt Sie an, sich immer wieder in die Politik einzumischen?

Es ist vor allem der Gedanke an die Zukunft unserer Kinder und Enkel. Die Auswirkungen des Klimawandels können so furchtbar sein, dass ich nicht mein Enkel sein möchte. Nur zwei Zahlen dazu: Wir verbrennen heute an  e i n e m  Tag so viel Kohle, Gas und Öl wie die Natur in einer Million Tagen geschaffen hat. Das kann auf Dauer nicht gutgehen.

Sie plädieren für die konsequente Umsetzung der Energiewende. In einem Interview mit dem Sender Hamburg-1 haben sie gesagt, z.Zt. fehle es offenbar nicht nur in Deutschland am politischen Willen, die Energiewende zügig genug umzusetzen. Welche Gründe sehen sie dafür?

Angela Merkel hat nach Fukushima erkannt, dass Atomenergie keine Zukunft haben kann. Sie will die Wende wirklich. Aber ihre beiden dafür zuständigen Minister, Philipp Rösler und Peter Altmaier, verstolpern zurzeit die Energiewende und stehen sich durch Eifersüchteleien ständig selbst im Weg.

Ich hoffe auf die Bundestagswahl. Wichtig ist, dass ein grüner Umweltminister die Sache ernsthaft und kompetent in die Hand nimmt. Nicht zufällig geben die Wählerinnen und Wähler bei diesem Thema den Grünen die größte Kompetenz.

Wenn ich das richtig verstanden habe, spielen die Energienetze bei der Umsetzung der Energiewende eine zentrale Rolle. Wieso das? Bei den Netzen handelt es sich doch nur um Kabel und Rohre?

Gegen den Netzausbau gibt es auch Widerstände aus der Bevölkerung so wie gegen den Ausbau von Windparks. Die Deutschen wissen häufiger wogegen sie sind als wofür. Wer aber gegen Atomenergie ist, kann seriöser weise nicht auch gegen Windenergie sein. Irgendwoher muss unser Strom ja kommen. Aber wir brauchen nicht riesige Leitungen von der Nordsee nach Bayern oder Baden-Württemberg. Im Süden Deutschlands weht so viel Wind, dass hier vor Ort ausreichend Windräder aufgestellt werden können. Das ist auch viel billiger als Nordsee-Windstrom für Süddeutschland.

Heißt das, dass, wer die Netze betreibt, der hat auch wesentlichen Einfluss auf das Tempo der Energiewende?

So ist es. Und der Netzausbau geht viel zu langsam. Das ist ein Skandal. Die Bundesregierung bremst eher den Ausbau der erneuerbaren Energie als dass sie den Netzausbau beschleunigt. Vergleichen Sie daneben mal den Ausbau des Internets in den letzten Jahren. Da sehen Sie was geht, wenn es auch wirklich gewollt ist.

In Hamburg, Berlin und in vielen Kommunen Deutschlands wird ja offenbar deshalb z.Zt. darum gestritten, ob die Übertragungs- und Verteilnetze der Energieversorgung nicht besser in kommunaler Hand sein sollten als in den Händen der großen Monopolkonzerne Vattenfall, EON, EnBW und RWE, den vier Besatzungsmächten, wie Sie sie genannt haben. Was könnten rekommunalisierte Stadtwerke besser als diese Konzerne?

Wir brauchen eine Renaissance der Stadtwerke und viele Energiegenossenschaften, wenn die Energiewende rechtzeitig gelingen soll.

Eine Versorgung mit 100% erneuerbarer Energie geht nur dezentral. Man sieht das am Beispiel der Schönauer Energieversorgung. Dort haben die Bürger das Netz gekauft und der Umstieg auf erneuerbare Energie geht schneller als überall sonst. Schönau muss überall werden – das geht natürlich auch in Hamburg oder in Berlin. Den Bürgern ist Energieautonomie ganz wichtig. Ich schlage für den Hamburger Volksentscheid zu diesem Thema deshalb das Motto vor: Bürger, zur Sonne zur Freiheit.

D.h. das Interesse der Konzerne, Gewinne zu machen, könnte das Interesse, an der Energiewende mitzuwirken, überlagern?

Ja. Die vier Energie-Besatzungsmächte, die wir heute noch haben – also Eon, RWE, Vattenfall und EnBW – werden durch die Energiewende selbstverständlich an Einfluss verlieren. Sie haben ihr Geschäftsmodell nicht rechtzeitig auf die Wende umgestellt. Sie hätten schon lange auf die Produktion der Techniken umsteigen müssen, um noch im Geschäft zu bleiben, also auf die Produktion von Windrädern, Biogasanlagen, Wasserkraftanlagen und Solarmodulen. Aber sie blieben an den alten Energieträgern  wie Kohle, Gas, Öl und Benzin hängen. Doch die Stoffe von morgen wie Sonne, Wind, Wasser, Bioenergie oder Erdwärme gehören allen. Es gibt keine RWE-Sonne, sondern unser aller Sonne. Und die scheint noch etwa viereinhalb Milliarden Jahre, kostenlos, umweltfreundlich und für alle. Während Kohle, Gas, Uran und Öl rasch zu Ende gehen, immer teurer werden und unsere Lebensgrundlagen zerstören.

Aber diese Zusammenhänge haben die heute noch Großen nie verstanden oder nicht verstehen wollen. Auch nicht, dass die Sonne und der Wind keine Rechnung schicken. Dieser riesige ökonomische Vorteil, ist der wesentliche Treiber der Energiewende. Wer zu spät kommt, den bestraft bekanntlich das Leben.

Hand aufs Herz, würden Sie als Hamburger bei der kommenden Konzessionsvergabe der Stadt empfehlen, die Netze zurückzukaufen?

Aber ja, nur so bekommt Hamburg die Energiewende hin und damit eine gute Zukunft.

Das vollständige Interview finden Sie hier…

 

 


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